In seinem Solostück De ce côté lässt uns der kongolesische Autor, Schauspieler und Regisseur Dieudonné Niangouna dem im Exil lebenden Theatermacher Dido begegnen. Dieser musste sein Heimatland nach einem Bombenanschlag noch während einer Aufführung verlassen. Obwohl niemand in der Lage war, die Täter zu identifizieren, wurde Dido zum Staatsfeind erklärt, da er sich kritisch über das herrschende Re-gime geäußert und ein politisch engagiertes Theater unterstützt hatte.
Seine Familie und sein Publikum musste Dido zurücklassen. Seitdem lebt er im europäischen Exil und wird von Schuldgefühlen geplagt. Streitereien und Auseinandersetzungen mit alten Schauspielkolleg:innen bestimmen sein Leben ebenso wie die endlosen Nächte in der Bar, die er auf Kredit gekauft hat, um Stand-up-Comedy zu präsentieren. Dido, der als Schauspieler keinen Weg auf die europäischen Bühnen findet, wird von Schuldgefühlen geplagt und stellt sich die Frage, wo sein Platz in der fremden Umgebung sein kann. Was könnte sein Standpunkt, seine Perspektive sein – und wer sein Publikum? Mit Melancholie, Ironie und Zärtlichkeit sinniert Dido über die Frage, wie sich in der gewalttätigen Welt von heute noch Thea-ter machen lässt…
Eines Tages taucht ein Regisseur auf und bietet ihm an, die Hauptrolle in seinem nächsten Stück zu übernehmen: La fin de la colère / Das Ende des Zorns. Diese Rolle bietet Dido die Gelegenheit, in seine eigene Vergangenheit zurückzuschauen, sich seinen Dämonen zu stellen und eine neue Vision eines politisch engagierten Theaters zu entwickeln.
In einem nüchternen, frontal gesprochenen Porträt stellt Dieudonné Niangouna einen Mann zwischen zwei Welten dar, der mit seiner Sprachgewandtheit Herrschaftsansprüche ebenso verwirrt wie die Sprache und ihre Begriffe selbst. Wir erleben einen Schauspieler, der von seinen Figuren beseelt ist. De ce côté | Diesseits lädt das Publikum ein, dem Gefühl der Fremdheit in Europa aus einer diasporischen Perspektive nachzuspüren.
(Vgl. auch Theater im Depot, Dortmund, Jens Heitjohann)
TEXT, REGIE UND SCHAUSPIEL Dieudonné Niangouna | LICHTDESIGN Laurent Vergnaud | VIDEODESIGN Sean Hart | TECHNISCHE LEITUNG Cléo Konongo und Laurent Vergnaud | DEUTSCHE ÜBERSETZUNG / ÜBERTITELUNG Isolde Schmitt | PRODUKTION Compagnie Les Bruits de la Rue, Jason Abajo, Irène Afker, Antoine Blesson | KOPRODUKTION Théâtre des 13 vents – CDN de Montpellier | Die Kompanie Les Bruits de la Rue wird vom DRAC Île-de-France – Ministerium für Kultur unterstützt