2023 erteilte africologne Stückaufträge zum Schwerpunkt Gewalt und Widerstand im Sahel, u.a. an den burkinischen Autor Justin S. Drabo. Sein langjähriger Freund Jörg Lange war knapp fünf Jahre in Mali in Gefangenschaft von Djihadisten, bevor er freikam. Aus der Perspektive des Sohnes des Gekidnappten verfasst vereint der Monolog Aliens reale und fiktive Elemente.
Mit Justin Drabo und Jörg Lange sprechen wir über die Situation im Sahel und ihre persönlichen Erfahrungen. Jörg Lange liest Ausschnitte aus seinem noch unveröffentlichten Manuskript Satan im Wüstensand – 1702 Tage in jihadistischer Geiselhaft in Sahel und Sahara (AT).
Frank ist davon überzeugt, dass sein Vater, der seit Jahren von Terroristen in der Sahelzone als Geisel gehalten wird, ihm durch seine Träume eine Botschaft übermitteln möchte. Er stürzt sich verzweifelt auf die Suche nach Antworten, die er in den Schriften und Zeugenaussagen der Intellektuellen und Künstler:innen der Sahelzone und westlicher Akteur:innen zu finden glaubt.
Der Monolog gleicht einer Autopsie der geopolitischen Krise und der Herausforderungen im Kampf gegen den Terrorismus in der Sahelzone und anderswo. Aliens hinterfragt aber auch die stereotypisierende Betrachtungsweisen ‚Afrikas‘ aus westlicher Perspektive und umgekehrt. Der Ambivalenz der internationalen Beziehungen und globalen, interessensgeleiteten Regierungsgeschäfte setzt Drabo ein Plädoyer für eine globale Staatsbürgerschaft entgegen.
Der Text wird im Rahmen des africologneFESTIVALs in deutscher Übersetzung präsentiert.
Justin S. Drabo ist ein burkinischer Autor. In L’Ingérence (beim africologneFESTIVAL 2017) erzählte er die wahre Geschichte von Jörg Lange in Burkina Faso. Der Bauingenieur und Experte in der Entwicklungszusammenarbeit war nach seiner ‚Einmischung‘ in die Herrschaftsangelegenheiten des ehemaligen Staatspräsidenten Blaise Compaoré im Jahr 2005 von jetzt auf gleich aus dem Land ‚entfernt‘ worden.
Jörg Lange, studierter Theologe (Universität Wien) und Wasserbauingenieur (Köln), war mehr als 20 Jahre als beratender Ingenieur für Projekte in der Entwicklungszusammenarbeit in Burkina Faso, Mali, Niger, Kamerun, RD Kongo, Haiti tätig. Im April 2018 wurde er als Landesdirektor der Hilfsorganisation „Help – Hilfe zur Selbsthilfe“ von Jihadistischen an der Grenze von Niger zu Mali entführt und 1.702 Tage in Mali in Geiselhaft gehalten. Am 8. Dezember 2022 wurde er freigelassen.
SZENISCHE EINRICHTUNG N.N. | MIT N.N. | ÜBERSETZUNG Annette Bühler-Dietrich, Mahamadou Famanta